Wohin steuert unsere Gesellschaft? Welche Future Skills leitet das Personalmanagement daraus ab?
Trends wie Vernetzung, Individualisierung und Urbanisierung sowie sozioökonomische Umweltbedingungen, demographischer Wandel und Klimawandel bestimmen viele Diskussionen und manifestieren sich zunehmend in quantitativen Verschiebungen. Sie treffen, wie in der Publikation
"Future:System - Transformation jenseits von Megatrends"
von The Future:Project AG eindrucksvoll dargestellt, auf komplexe gesellschaftliche Strukturen, differenzierte kulturelle Wertesysteme und unterschiedliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Dies löst differenzierte Reaktionen und neue Bedürfnisse hinsichtlich Future Skills bei Mitarbeitenden und Unternehmen sowie der Gesellschaft aus.
„The Future:Project AG“ identifiziert sechs große Transformationen unserer Zeit: Menschliche Digitalität, eine sich Ihrer Geschäftsentscheidungen bewusste und nachhaltige Wirtschaft, eine kooperative und integrative Gesellschaft, eine neue Art des Denken, die darauf abzielt, offen, empathisch und kreativ gemeinsam komplexe Herausforderungen der moderne Welt gemeinsam zu bewältigen, sowie globale Lokalisierung. Diese Transformationen zielen darauf ab, eine Balance zwischen technologischem Fortschritt und menschlichen Bedürfnissen herzustellen, sinnerfüllte Arbeit zu fördern, Brücken in einer polarisierten Gesellschaft zu bauen, soziale Gerechtigkeit zu unterstützen, globale Vielfalt zu fördern und ökologische Nachhaltigkeit zu erreichen, wie die folgende Abbildung zeigt.

Die zentrale Gemeinsamkeit aller dieser Transformationsansätze besteht in der Betonung ethischer und nachhaltiger Prinzipien sowie der Integration von sozialen und ökologischen Aspekten in geschäftliche Entscheidungsprozesse. Jede dieser Transformationen strebt danach, eine ausgewogene Balance zwischen Wirtschaftswachstum, sozialem Wohlstand und Umweltschutz zu schaffen.
Welche Möglichkeiten hat das Personalmanagement, dem Unternehmen, aber auch der Gesellschaft und den Mitarbeitenden von morgen eine aktive Mitgestaltung zu ermöglichen?
Wie können das Entwickeln und Anwenden von zukünftig wichtigen Kompetenzen, meist als Future Skills bezeichnet, wirksam in die Arbeits- & Lernwelt integriert werden?
Im Kontext des Personalmanagements bieten sich vielfältige Möglichkeiten, diese Transformationen zu unterstützen und die Mitarbeitende aktiv in diesen Prozessen zu engagieren. Hier gehen wir nur auf die mir persönlich wichtigste Thematik für eine erfolgreiche Transformation ein – das gemeinsame Lernen, Dreh- & Angelpunkt und Voraussetzung jeglicher kognitiv gesteuerter Veränderungen und Anpassungen im Unternehmen.
Future Skills Entwicklung
Unter Betrachtung verschiedener Future Skills Frameworks (Ulf-Daniel Ehler: Future Skills – Lernen der Zukunft – Hochschule der Zukunft 2020,
OECD Lernkompass 2030,
FUTURE SKILLS 2021 – 21 Kompetenzen für eine Welt im Wandel vom Stifterverband in Zusammenarbeit mit McKinsey sowie Edelkraut F., Sauter W.: Future-Skills-Training – Zukunftsfähigkeit professionell erfassen und gezielt entwickeln) sind wir im Rahmen der Community Arbeit des
Stifterverbandes
zum Thema „Future Skills Journey“ in Anlehnung an Edelkraut F., Sauter W. zu folgender Beschreibung gekommen:
Was sind überhaupt Future Skills für die Arbeitswelt?
Future Skills ermöglichen es, aktuelle und zukünftige Herausforderungen in der Arbeitswelt - sei es für sich persönlich, im Team, der Organisation oder im Ökosystem - selbstorganisiert, ganzheitlich-integriert und innovativ zum Wohle des/der Unternehmens/Unternehmen, des Planeten und der Gesellschaft proaktiv und nachhaltig zu meistern.
Futures Skills tragen dazu bei, die Zukunft durch Schaffung neuer Werte, Ausgleich von Spannungen und Dilemmata sowie Verantwortungsübernahme gestalten zu können.
Unter Future Skills für die Arbeitswelt und bevorstehenden Transformation in Unternehmen unterscheiden wir persönliche, teamorientierte und organisationale Kompetenzen, die sich gegenseitig bedingen und nur in parallelem Gleichschritt entwickelt werden können:

Future Skills sind also eine Reihe von Fähigkeiten, Kenntnissen und Kompetenzen, die Einzelpersonen, Teams und Organisationen benötigen, um in einer sich ständig verändernden und zunehmend digitalisierten Arbeitswelt zurecht zu finden und langfristig erfolgreich zu sein. Diese Kompetenzen zielen darauf ab, die Anpassungsfähigkeit, Innovationsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit gegenüber neuen Technologien, Arbeitsmethoden und globalen Herausforderungen zu fördern. Future Skills umfassen nicht nur technische Fähigkeiten, sondern auch soziale, emotionale und kognitive Kompetenzen, die für die Bewältigung komplexer Probleme und die Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams erforderlich sind. Dazu gehören beispielsweise kritisches Denken, Problemlösungsfähigkeiten, Kreativität, Kommunikation, Teamarbeit, digitale Kompetenz, interkulturelle Sensibilität, Selbstmanagement und lebens- und arbeitsbegleitendes Lernen.
Doch wie können sich diese Fähigkeiten bei Personen, Teams oder Organisationen entwickeln? Wie können wir Wissensverlust, Fachkräftemangel und Wissensexplosion entgegenwirken?
Die Entwicklung von Future Skills erfordert einen bewussten und umfassenden Ansatz, der sowohl die individuelle Persönlichkeitsentwicklung als auch institutionelle, d.h. strukturelle Veränderungen umfasst. Die folgenden Schritte und Überlegungen können dazu beitragen:
Identifikation relevanter Future Skills und Fachwissen: Zunächst ist es wichtig, die Kompetenzen zu identifizieren, die für die zukünftige Arbeitswelt des Unternehmens, abgeleitet aus seiner Strategie, relevant sind.
Schaffung eines geeigneten Lernumfelds und ausreichender Lernzeit: Es sollte ein Lernumfeld geschaffen werden, das auf die Entwicklung dieser Kompetenzen ausgerichtet ist. Dies bedeutet nur wenig formales Lernen und viel mehr informelles, selbstbestimmtes Lernen am Arbeitsplatz und in der Gemeinschaft. Digitale Lernplattformen, immersive Technologien, Lern-Apps und Online-Teamkurse können wichtige Instrumente sein, um ein vielfältiges Lernumfeld zu schaffen. Dies bedeutet aber auch, dass sich Arbeitszeit und Lernzeit nicht mehr trennen lassen, sondern fließend ineinander übergehen. Ziel sollte es jedoch sein, diese Lernprozesse effizient und effektiv zu gestalten. Dies kann durch die Weitergabe von Wissen, Erfahrungen und Tipps & Tricks erreicht werden. Lernende, die bisher als Konsumenten von Wissen betrachtet wurden, werden so zu Produzenten und Lehrenden und umgekehrt. Führungskräfte haben die Aufgabe, das größtmögliche Potenzial aller Mitarbeitenden zu wecken, sei es durch herausfordernde Aufgaben und neue Fragestellungen, neue Rollen und Verantwortlichkeiten etc.
Neueste Technologien werden es uns nach
Gabriele Riedmann de Trinidads in Zukunft ermöglichen, automatisierte Lernplattformen zur Verfügung zu stellen:
adaptiv: Wir werden dort abgeholt, wo wir uns gerade hinsichtlich Kompetenzen befinden, um motiviert individuelle Skillgaps zu schließen oder neue Kompetenzen auf bestehendem Wissen und Kontext aufzubauen – auf einem eignen Lernpfad
Voraussetzung dafür ist ein sehr kleinteiliger Baukasten von Lernmodulen in allen benötigten Sprachen und Lernstufen nach der Bloom'schen Taxonomie. (erinnern – verstehen – anwenden – analysieren – bewerten – erschaffen)
responsive & personalisiert:
Wir erhalten persönliches, individuelles Feedback, Ansprache, Bewertung durch unseren AI-Coach (aktuell möglich bis Level 3 nach Bloom'scher Taxonomie) und werden durch Gamification & Flow-Elemente in die eine oder andere Richtung motiviert, weiter zu lernen oder uns mit anderen Mitarbeitenden zum Thema auszutauschen.
inklusiv: Wir ermöglichen Inklusion durch den
WCAG 2.1. Design Standard
Veränderung bestehender Strukturen:
Doch diese Future Soft Skills, können nur integriert mit fachlichem Wissen erlernt und erlebt werden, so dass hier eine neue Herangehensweise sinnvoll ist. Es geht um neue Rahmenbedingungen, die das Lernen für uns basierend auf uneingeschränktem Zugang unter Nutzung technischer Möglichkeiten attraktiv machen und der Wichtigkeit im Unternehmen auch gerecht werden. Hier einige Ideen zur Reflexion.
- Weg von einer Organisation mit Weisungs- & Kontrollstruktur…
hin zu einer post-tayloristische Organisation mit Zutrauen in die Fähigkeiten und Talente der Menschen - Weg von perfect Job-based Recruiting …
hin zu Skill- & development-based Talent Relationship Management - Weg von vertikaler Karriere …
hin zu horizontaler Entwicklung für mehr Flexibilität - Weg von „Schneller, Weiter“ …
hin zu Wirksamkeit & Sinnhaftigkeit und strategisch gesetzter Prioritäten - Weg von Ergebnisbeurteilung & Noten …
hin zu Fortschrittsbewertung - Weg von einem linearen, verschwenderischen Wirtschaftsmodell …
hin zu einem zirkulären, ressourcenschonenden Modell unter Nutzung der 10R - Weg von „Wissen ist Macht“ :::
hin zu „Wissen & Erfahrungssharing ist King“ - Weg von „alte Mitarbeitende, Blue Color-Worker, …“ erhalten keinen Zugang zu Entwicklung …
hin zu jeder schöpft seine Potentiale aus und bringt Mehrwert in der für ihn richtigen Rolle, die ihn intrinsisch motiviert
- …… was wollen Sie noch hinzufügen?
Fachwissen wird stets spezieller und die Halbwertszeit von technologischem Wissen immer kürzer. Durch die Aneignung der wichtigsten Schlüsselkompetenzen unserer Zeit sind Sie den komplexen Herausforderungen in einem sich wandelnden Umfeld gewachsen. Insgesamt ist die Schaffung von geeigneten Lernräumen und angepassten Rahmenbedingungen ein entscheidender und als Voraussetzung notwendiger Schritt, um effektives Lernen zu ermöglichen und die kontinuierliche Weiterentwicklung von Einzelpersonen, Teams und Organisationen zu ermöglichen und zu fördern.
Bleiben Sie neugierig und denken Sie weiter, gestalten Sie Zukunft …








