Lernen ist zur Zeit in aller Munde. Die Schüler:innen starten in ihr zweites Schulhalbjahr, für die Student:innen beginnt das neue Semester und alle Arbeitenden müssen sich kontinuierlich weiterbilden, um ihre Anforderungen im Job und Leben zu meistern. Was liegt da näher, ein bisschen über das Lernen als eine Schlüsselqualifikation der Zukunft zu schreiben.
Warum lernen?
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„Did you know ?“
an. Es ist zwar aus dem Jahr 2021, doch das tut seiner generellen Aussage keinen Abbruch. Wir befinden uns erst am Anfang der digitalen Transformation und jeder von uns muss kontinuierlich dazu- und ver-lernen , um am Leben weiterhin aktiv teilhaben zu können. Ich bin jedes Mal wieder fasziniert, wie schnell die technologische Entwicklung an Fahrt aufgenommen hat und welche Veränderungen für uns doch schon so selbstverständlich sind.
Unsere Kinder kennen nicht einmal mehr das erste Mobilfunkgerät, geschweige denn ein Wahlscheibentelefon. Für sie ist es selbstverständlich, über einen Bildschirm zu wischen und sie sind eher erstaunt, wenn das bei einer Zeitschrift nicht funktioniert.
Aber was sollen wir genau lernen, wo Google doch schon alles weiß und die zukünftigen Aufgaben noch unbekannt sind?
Eine Antwort bietet der
Lernkompass der OECD, der sich mit den Herausforderungen der Zukunft auseinandergesetzt und Ideen gibt, wie wir Lernende auf diese Herausforderungen von mehr Vernetzung & Komplexität, mehr Unsicherheit & Dynamik in unseren Systemen, Nutzung der neuen Technologien für eine bessere Welt am besten vorbereiten.
Wir erkennen in den heutigen Tagen … Es geht um unser Leben und wie wir es gestalten, welche Werte uns wichtig sind, was uns motiviert, welche Prinzipien unser Leben gut machen, wie wir mit Herausforderungen und Konflikten umgehen, wie wir mit anderen zusammen wirksam werden, wie wir auf uns selbst achten. Es geht um Entwicklung von Identität, Handlungsfähigkeit und Sinnhaftigkeit. Es geht darum, Neugier und Wissensdurst zu wecken, den Intellekt für Neues zu öffnen. Es geht um Mitgefühl, darum, die Herzen zu öffnen. Und es geht um Mut, um die Fähigkeit, unsere kognitiven, sozialen und emotionalen Ressourcen zu mobilisieren.
Dabei bleiben die Kompetenzen wie Schreiben, Lesen, Rechnen und die Anwendung von Fachwissen für das Verständnis themenspezifischer Zusammenhänge jedoch Basis und weiterhin von großer Bedeutung.
Wie lernen?
Das Gehirn ist einer der komplexesten Strukturen unseres Körpers. Es kontrolliert Körperaktivitäten, wie Herzfrequenz, Sexualität und Emotionen und vor allem unser Lernen und unser Gedächtnis. Viele Informationen werden vom Gehirn durch unsere Sinnesorgane aufgenommen und nur solche, die mit gespeichertem Vorwissen verknüpft werden können, erreichen das Kurzzeitgedächtnis, der Rest ist bereits hier verloren. Alles, was wir noch nach einer Stunde behalten haben, ist bereits ins Langzeitgedächtnis gewandert. Äußerliche Reize lösen über die Sinneszellen die Aktivierung der Synapsen aus, über die die Information von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergegeben wird. Je mehr Synapsen und Nervenzellen aktiviert sind, desto tiefer wird die Information im Gehirn verankert.
Somit können wir nachhaltiger lernen:
Lernmanagement – Persönliche Lernkompetenzen reflektieren und entwickeln
Neben all diesen Voraussetzungen, sollte das Lernen auch effektiv sein. Dies hängt jedoch nicht von der aufgewendeten Zeit ab, sondern davon, wie gut man die Zeit nutzt.
Das Lernmanagement sowie das arbeitsbegleitende Lernen in Unternehmen ist in der Studie
GEBRAUCHSANWEISUNG FÜRS LEBENSLANGE LERNEN von der Vodafone Stiftung Deutschland, Oktober 2016
transparent beschrieben.
Lern-Rahmenbedingungen
Gestalten Sie die Arbeitsumgebung für Ihren Erfolg. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie Laptop, Tablet oder Papier und Bleistift nutzen, ob Sie in der Schule, im Büro, zu Hause, im Cafe oder im Freien sind, es sollte Ihr Ort und Ihre Zeit zum Lernen sein. Manche lernen und arbeiten am liebsten immer am selben Ort, andere lieben eine größere Auswahl und profitieren von wechselnden Orten für wechselnde Tätigkeiten.
Wichtig ist neben den zur Verfügung stehenden Lernmaterialien die Unterstützung durch Familie bzw. Kolleg:innen und Organisation die Lernkultur im Klassenverband bzw. Team und Organisation und das Coaching durch die Lehrkraft bzw. Führungskraft. Dies ist für Lerner wichtig, um zu verstehen, ob und wieweit mit Unterstützung im Hinblick auf Motivation, Förderung, Entwicklung und Anpassung der Aufgaben gerechnet werden kann.
Lern-Reflexion
Denken Sie über Ihr Lernen nach und sprechen Sie darüber!
Die Motivation zu lernen, kann auch durch
externe Anreize unterstützt werden. Vor allem Lob und Anerkennung, aber auch das Gefühl als qualifiziert wahrgenommen zu werden, spielen dabei eine viel wichtige Rolle als z.B. monetäre Anreize.
Neben der Lernbereitschaft ist auch das Lernbewusstsein eine wichtige Voraussetzung für das persönliche Lernen. Dazu gehört das realistische Einschätzen der eigenen Fähigkeiten in Schule/Weiterbildung/Beruf sowie das Übernehmen von Verantwortung für das eigene lebensbegleitende Lernen.
Welche Lernformate für Sie am besten geeignet sind, beschreibt der Lernzugang. Es werden zukünftig mehr IT-gestützte, soziale sowie kombinierende, also hybride Formate genutzt werden. Damit spielen in unterschiedlichen Lernformaten die Medien- und/oder die Kooperationskompetenz eine wesentliche Rolle für das Lernen.
Ihr präferierter Zugang zum Lernen beschreibt Ihr Lernstil. Z.B. Honey und Mumford unterscheiden vier Lernstile: Aktivisten, Nachdenker, Theoretiker, Pragmatiker. Dabei ist selten einem Menschen ausschließlich ein Lernstil zuzuordnen. Jeder Mensch tendiert aber dazu, eine Vorgehensweise zu bevorzugen. Generell sollte ein didaktischer Mix alle Lernstile ansprechen.
Lern-Gestaltung- und -Steuerung
Das selbstverantwortliche Gestalten und Steuern des Lernprozesses spielt neben den bereits vorgestellten individuellen Einstellungen zum Lernen und Präferenzen verschiedener Lernaktivitäten eine entscheidende Rolle für den Lernerfolg. Ein nachhaltiger und wirksamer Lernerfolg kann nur erzielt werden, wenn der gesamte Prozess – angefangen beim Setzen von Zielen über die Durchführung bis hin zur Evaluation und Reflexion des Lernens – konsequent gestaltet wird.
Legen Sie Ihre
Lernzielen als Grundlage für einen erfolgreichen Lernprozess fest. Dabei ist es wichtig, zu spezifizieren, was gelernt werden soll, um die Aufmerksamkeit auf relevante Aspekte zu lenken und nicht den Fokus in komplexen Lernprozessen zu verlieren. Außerdem sind Lernziele Voraussetzung, um am Ende den eigenen Erfolg messen zu können.
Nach der Zielsetzung ist die Planung gerade bei zunehmend selbstgesteuerten Lernprozessen ein wichtiger Baustein für erfolgreiches Lernen. So können unterschiedlichste Lernformate angeboten, ausgewählt und kombiniert werden. Die Planung des Lernprozesses schließt das Wissen über die präferierten Lernwege, aber auch das zeitliche Planen und Organisieren des Lernens ein.
Geben Sie gleich auf, wenn´s mal kniffelig wird? Das Durchhaltevermögen im Lernprozess reflektiert die Ausdauer und Geduld sowie die Eigenschaft bei schwierigen Aufgaben nicht aufzugeben. Dies ist wichtig, da Lernen und damit eine individuelle Veränderung und Selbstreflexion immer auch eine anstrengende Komponente aufweist.
Für konzentriertes und damit erfolgreiches Lernen dürfen Sie sich auch nicht leicht ablenken lassen, wenig
störanfällig sein. Dazu gehört u.a. auch die Suche nach Vorwänden und Gelegenheiten für Pausen sowie die Integration des Lernens in die Arbeit. Damit bildet sie ein Pendant zum Durchhaltevermögen.
Ein sehr wichtiger Aspekt ist der Transfer des Gelernten in Ihre Welt. Er umfasst die Verknüpfung des Neugelernten mit vorherigen Erfahrungen und das Anwenden des neuen Wissens. Ebenso wichtig ist die Vorstellung, wie bereits bekannte Themen durch das Neugelernte neu gestaltet, erschlossen, bewertet werden können und die Vorwegnahme positiver Auswirkungen des Lernens.
Zum Schluss – und dies ist mittlerweile in agilen Prozessen integriert - gilt es den Lernprozess selbst (Prozessevaluation/Retrospektive) sowie die Zielerreichung (Ergebnisevaluation/Review) zu reflektieren und ggf. das Lernverhalten anzupassen, wenn man im Lernprozess nicht weiterkommt.
Lernen ist daher nicht gleichzusetzen mit dem Lernen, das wir meist aus der Schule kennen. Lernen bedeutet auch nicht "auswendig lernen". Lernen heißt sich entwickeln, sich an das, was die Zukunft bringen mag, lebenslang anpassen, es erfolgreich bewältigen und aktiv mitgestalten!
Lernen ist ein individueller und erfahrungsbezogener Prozess der relativ stabilen Veränderung des Verhaltens, Denkens oder Fühlens.
Und wie wäre es, wenn Sie zusammen mit Ihrem Kind oder Enkel das Lernen gemeinsam neu entdecken? Sie bilden sicherlich ein gutes Tandem. Die Jugend verfügt über digitale Intuition, die ältere Generation über Lebenserfahrung und so lässt sich angstfrei voneinander und miteinander lernen – und Spaß und altersgruppenübergreifendes Verständnis fördert es nebenbei auch noch!
„Wer aufhört,
besser zu werden,
hat aufgehört,
gut zu sein.“
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